Zusammengehörigkeitsgefühl – der wiederentdeckte USP
Solidarität – der wiederentdeckte USP
Warum Empathie jetzt Sympathie schlägt!
BLOG / MÄRZ 2020 / NR.3 / MARKE
Kolumne von SMD-Redaktion
Solidarität – der wiederentdeckte USP
Hach, was waren das für schöne Zeiten, als in jedem zweiten Firmenslogan »Preis und Leistung« noch stimmten. Als es genügte, ein »Fairer Partner« und immer »Im Dienst für den Kunden« zu sein. Noch heute glaubt so mancher Berater, dass »Beste Qualität« ein wirkliches Alleinstellungsmerkmal sei – wo es doch augenscheinlich an der eigenen mangelt.
Mit dem USP scheint es wie mit der durchs Dorf getriebenen Sau zu sein: Alle pinocchionaselang ist es ein anderes Borstentier, das unter dem Beifall der Unternehmen gemästet wird, um letztendlich doch der Schlachtbank anvertraut zu werden.
In den letzten Jahren war es die »Nachhaltigkeit«, deren Stempel auf alles gedrückt wurde, was nicht bei drei im Einkaufswagen war. Zusammen mit »Vegan« und »Laktosefrei« ein fast unschlagbares Trio!
Doch was passiert in Zeiten von sozialen und wirtschaftlichen Verwerfungen, wenn die Produzenten und Verbraucher nicht wissen, wie sie es mit dem Konsum NACH der Krise halten sollen?
Dann kommt auf einmal eine Charaktereigenschaft zum Vorschein, die wir Marketingleute zwar nicht erfunden haben, die aber das höchste Ziel in der Marken-Konsumenten-Beziehung sein sollte: Das »unbedingte Zusammenhalten mit jemandem aufgrund gleicher Anschauungen und Ziele«. Und hier liegt das Dilemma. Denn dies ist laut Duden die exakte Definition von »Solidarität«! Ein Begriff, mit dem die Werbung so ihre Probleme hat. Kommt er doch aus der Politik, wenigstens aber aus der Soziologie – und um beides macht die Werbung häufig einen ängstlichen Bogen.
Doch kann sich das Marketing in der heutigen Zeit ein gesellschaftlich blindes Auge leisten?
Wir glauben nicht! Solidarität leitet sich ab vom lateinischen »solidus« und heißt unter anderem »echt«. Und das wollen doch sowohl Produzenten als auch Kunden sein: Miteinander verbunden, zusammenhalten – solidarisch.
In schwierigen Zeiten wandelt sich Sympathie in Empathie, die Bereitschaft, sich in die wirklichen Bedürfnisse der Kunden hineinzuversetzen. Und daraus entsteht im besten Fall Solidarität, die stärkste Bindung zweier Partner.
Es gilt also, die wirklichen Bedürfnisse des Kunden in der Krise neu auszuloten, die in schlechten Zeiten wahrlich nicht deckungsgleich mit denen in guten Zeiten sind. Damit meinen wir nicht nur die Ziele, sondern auch die Kunden! Zukunftsangst schreibt kurze Einkaufszettel. Wer in seinem Marketing-Werkzeugkasten nur Rabatte und Gewinnspiele hat, der kämpft mit stumpfer Klinge.
Welchen Wert echte Solidarität in der Kommunikation hat, haben wir auch schon vor Corona in den sozialen Medien erlebt.
Dass solidarisches Verhalten auch zu einem kompletten Imagewandel führen kann, das erlebt in diesen Tagen Dietmar Hopp. Er wurde vom Bundesliga verzerrenden »Hurensohn« zum Impfstoff produzierenden »Ehrensohn«. Dagegen schießt sich gerade so mancher Sportartikelhersteller in sein dreigestreiftes Knie, weil die große Masse der Verbraucher die Logik »Mietschulden nach Milliardengewinn« als überaus unsportlich verurteilt.
Eine Krise, wie wir Sie heute erleben, ist für uns alle Neuland, sowohl für Hersteller als auch für das Marketing, da sie in diesem Maße – zumindest in der beruflichen Laufbahn aller Protagonisten – noch nie da gewesen ist.
Wer als Unternehmer von seinen Kunden Zusammengehörigkeitsgefühle und Treue erwartet, muss Gleiches für seine Klientel empfinden. Nicht als Marketingstrategie, sondern als wirkliche und gelebte USP – der United Social Proposition!
Sonst ist für viele nach der Krise in der Krise.