»Resilienz«
unser Wort des Jahres
»Resilienz«,
eine Qualität,
die uns auch im Jahr 2021 begleiten sollte!
»Resilienz«, eine Qualität, die uns auch im Jahr 2021 begleiten sollte!
BLOG / DEZEMBER 2020 / NR.1 / NEWS
Kolumne von SMD-Redaktion
So, nun ist es raus: Zum Wort des Jahres 2020 wurde »Corona-Pandemie« gekürt.
Wir alle sind über diese Wahl nicht wirklich überrascht, oder? Wir haben uns allerdings ein anderes gewählt:
»Resilienz«. Unser Wort des Jahres 2020! Für uns die Qualität, die uns auch im Jahr 2021 unbedingt begleiten sollte – und wie wir lernen sie anzuwenden.
Es gibt ein Wort, das – auch im tieferen Sinn – für dieses Jahr die Erfahrung von Milliarden Menschen zusammenfasst: Das Wort »Resilienz«. Die psychische Widerstandskraft; die Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen ohne anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen.
Es ist diese Eigenschaft, die es uns ermöglicht, Herausforderungen, Hindernisse, Nöte und Widrigkeiten zu überwinden, anstatt uns von ihnen umwerfen zu lassen.
Der Grund, warum »Resilienz« zu einem von uns favorisierten Wort wurde, liegt daran, dass es im Gegensatz zu »Quarantäne!« »Coronavirus!« und »Social Distancing!« die einzige Eigenschaft ist, die nach einem Ende von Covid 19 genauso relevant sein wird wie zu Zeiten der Pandemie.
Resilienz ist die Eigenschaft, die in 2020 in uns allen hervorgerufen wurde. Und es ist auch die Qualität, die uns ins Jahr 2021 führen wird.
Von Resilienz spricht man, wenn man als Mensch fähig ist, mental wieder in die Situation vor der persönlichen Krise zurückspringen zu können (der sog. bounce back). Viel interessanter dabei ist jedoch der Sprung nach vorne (der sog. bounce forward). Hier liegt der Fokus darauf, Widrigkeiten als Katalysator zu nutzen, um besser und gestärkt aus belastenden Situationen herauszufinden.
Wir haben zu jeder Zeit die Fähigkeit Resilienz zu generieren!
Von jeher brauchen wir ein gewisses Maß an Widerstandsfähigkeit. Aber was wir im Jahr 2020 gelernt haben, sowohl auf individueller als auch auf kollektiver Ebene, ist, dass wir in einer Zeit vieler Verluste und starker Unsicherheit, die Fähigkeit einer tiefgreifenden Resilienz im wahrsten Sinne des Wortes üben sollten!
Im Moment schauen wir alle auf den Impfstoff, um die Pandemie zu beenden. Aber unsere Herausforderungen werden nicht urplötzlich enden, nur weil die Pandemie vorbei ist.
Widerstandsfähigkeit ist der Impfstoff, den wir bereits in uns haben – unser Immunsystem für die unvermeidlichen Höhen und Tiefen des Lebens. Resilienz ermöglicht es uns, die tiefen Ressourcen in uns selbst »anzuzapfen« von denen wir nicht einmal wussten, dass wir sie haben – und zwar nicht nur, um die Hindernisse zu überwinden, sondern auch, um uns von ihnen verändern zu lassen.
Die Notwendigkeit von Resilienzfähigkeit liegt auf der Hand: In einer kürzlich erschienenen Statistik hatten 41% der Amerikaner mit Problemen wie Angstzuständen, Depressionen oder Drogenmissbrauch im Zusammenhang mit der Pandemie zu kämpfen. Fast acht von zehn Erwachsenen sagten, dass die Pandemie eine Hauptquelle für Stress ist und 60% sind von den Problemen, mit denen die Welt derzeit konfrontiert ist, überfordert. Und die vermuteten Überdosen in Amerika stiegen in 2020 im März um 18%, im April um 29% und im Mai um 42%. Die Zahlen für Deutschland liegen zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht vor – aber werden grundsätzlich nicht stark abweichen.Ziemlich deprimierende Zahlen.
Das zeigt: Wir brauchen reichlich Widerstandskraft. Die gute Nachricht: Wir haben auch die Fähigkeit, sie zu generieren. Es ist keine endliche Ressource oder eine Eigenschaft, mit der wir geboren werden und die wir später im Leben nicht entwickeln können.
So wie wir durch Üben andere Fähigkeiten erlernen können, können wir uns selbst beibringen, belastbarer zu sein. »Wir können uns mehr oder weniger verwundbar machen, indem wir entscheiden wie wir über Dinge denken«, sagte George Bonanno, Professor für klinische Psychologie am Columbia Teachers College. »Ereignisse sind nicht traumatisch, solange wir sie nicht als traumatisch erleben«.
Auch wenn die Wissenschaft, die die psychologischen und neuronalen Mechanismen der Resilienz analysiert noch neu ist, so bestätigt sie doch in vielerlei Hinsicht ein Konzept, das seit Jahrtausenden im Zentrum der spirituellen und philosophischen Traditionen steht.
Die spirituell-philosophischen Lehren besagen, dass wir zwar nicht kontrollieren können was in der äußeren Welt geschieht, aber wir hätten die Kontrolle über unsere innere Welt und darüber, wie wir darauf reagieren.
Mit anderen Worten, sehen wir Krisen nur im Hinblick auf die Katastrophen, die sie angerichtet haben, oder auch als Chancen, stärker zu werden und zu wachsen?
Die Wissenschaft hat mittlerweile bestätigt, dass wir unsere Widerstandsfähigkeit durch sogenannte »Banalitäten« wie ausreichenden Schlaf, Zeit zum Abschalten und Auftanken, Dankbarkeit, soziale Bindung und den Glauben an etwas, das größer ist als wir selbst, stärken und wachsen lassen können.
Mit anderen Worten, wir schöpfen Kraft und Unterstützung aus der Gemeinschaft und auch aus der eigenen Hilfsbereitschaft, die, wie Studien gezeigt haben, eine hohe Motivation erzeugt, die sich stark auf unsere Belastbarkeit und unser Wohlbefinden auswirkt. »Es gibt viele Belege dafür, dass eines der besten Medikamente gegen Angstzustände Großzügigkeit ist«, sagte Adam Grant, jüngster Professor und Organisationspsychologe in Wharton, Michigan. »Das Großartige anderen Menschen etwas zu geben, ist, dass es nicht viel oder gar nichts kosten muss – und am Ende ist es für die Gebenden wertvoll und hilfreich.«
Das war ein angespanntes und tragisches Jahr für Viele. Und doch zeigen uns zahlreiche Resilienz-Studien, dass, so herausfordernd 2020 auch war, die langfristigen Auswirkungen auf unser individuelles und kollektives Leben als Gesellschaft nicht vorherbestimmt oder festgelegt sind.
Wir haben gelernt, was wir brauchen und was nicht, was unserem Leben einen Mehrwert verleiht und uns stärker macht oder was uns auch erschöpft.
Indem wir die Teile unseres Lebens anzapfen, die wir bisher ignoriert oder nicht beachtet haben, können wir unsere Widerstandsfähigkeit stärken und eine neue Normalität für 2021 schaffen – eine Normalität, die nicht einfach zum Status quo vor der Pandemie zurückkehrt, sondern zu einer gestärkten, veränderten Normalität wird.
Es ist unsere Widerstandsfähigkeit, die uns die Chance auf eine echte Transformation bietet, die es uns ermöglicht, tiefer zu gehen, und uns mit dem zu verbinden, was wir wirklich schätzen.
Es ist der übliche Klassiker sich mit allerlei Brimborium von 2020 zu verabschieden. Aber unser Ziel sollte mehr sein als nur dem Ende des Jahres 2020 entgegenzufiebern und es zu »überstehen« – es wird vorbei sein, egal, was wir tun. Das neue Jahr wird unweigerlich kommen.
Aber was wird es für ein Jahr werden? Welche Erfahrungen werden wir mitnehmen, um es zu einem Jahr des Aufbruchs, der Veränderungen und der Möglichkeiten gelingen zu lassen? Was werden wir auf der Grundlage dessen, was wir erlebt haben, geändert haben? Es liegt an uns.
Und je mehr wir unsere Resilienz stärken, umso mehr können wir in ein neues und besseres Jahr hineingehen. Kurzum:
»Du kannst die Wellen nicht stoppen. Aber du kannst lernen, auf ihnen zu surfen.«
Jon Kabat Zinn, Professor Emeritus für Medizin an der University of Massachusetts Medical School
Für alle, die sich für Resilienz und Zahlen zur Gesundheitsentwicklung in Deutschland interessieren und damit arbeiten möchten, stellen wir hier sehr gerne den 62 Seiten umfassenden Resilienz- und Gesundheitsreport von brandeins, statista und der ikk classic zur Verfügung.
Neben einer Vielzahl sorgsam aufbereiteter Zahlen und Tabellen gibt es Reports und Interviews zum Thema Resilienz sowie einen weitumfassenden Einblick zum Thema »Deutsche Gesundheit«.