Influenza-Marketing … ?
Influenza-Marketing?
… oder wie viel Marke verträgt eine Maske?
BLOG / APRIL 2020 / NR.3 / MARKE
Kolumne von SMD-Redaktion
Vieles wird in diesen Tagen infrage gestellt: Das seit Jahrzehnten funktionierende Geschäftsmodell, die Geduld gegenüber den eigenen Kindern und warum Zorro seine Maske nicht ordnungsgemäß über Mund und Nase getragen hat …
… apropos Masken
Wo wir gerade so unbeschwert über Masken plaudern denke ich an ein wunderbares Erlebnis gestern in – besser gesagt – vor der Post (»Bitte einzeln eintreten!«). Eine geschätzt Mittendrin-Pubertierende trug ordnungsgemäß ihre hellblaue medizinische Einwegmaske, die sie mittels Filzmarker mit einem durchaus misslungenen GUCCI-Schriftzug verziert hatte. Das nenn' ich mal Markentreue in Zeiten von Corona!
»Putzig, kein Geld für eine echte, aber unbedingt eine auf dicke Maske machen wollen!« dachte ich, mich gleichzeitig der Tatsache erinnernd, dass es wohl (noch) keine »echten« GUCCI-Masken geben dürfte. Hm, oder doch? Aber will das denn mein marketingverliebtes Herz wirklich? Und spricht mein gesunder Menschenverstand nicht dagegen?
Wieviel Marke verträgt eine Maske?
In diesem Moment wirkte es schon verwunderlich, dass auch Wochen nach dem Ausbruch der Infektion und immerhin nach geraumer Zeit der Diskussion um die Maskenpflicht noch keine Label-Lappen vor den Gesichtern der Zielgruppe spannen. Kein Tuch auf der Straße, das wirklich professionell dreigestreift oder mit einer schwarzen Raubkatze verschönert ist.
Dabei sind wir es im Vorfeld eines jeden sportlichen Großereignisses gewohnt, alles von Fahne bis Fan-Leibchen mit den Insignien internationaler Markenartikler zu »verschönern«. Nun gut, auch eine Pandemie ist ein Großereignis, wird aber zurecht nicht als Sommermärchen in die Geschichtsbücher eingehen. Warum (und wie lange) halten sich die Big Player noch zurück, den Mundschutz als Werbefläche zu entdecken?
Eine logische Antwort wäre, dass sie nicht als Krisengewinnler dastehen möchten – mit der Einschränkung von Vielen nicht die Taschen von Wenigen füllen wollen. Ein Konzern, der die Mietzahlungen einstellt, wird auch nicht mit sportlichen Masken die Sympathie der Bürger zurückgewinnen.
Aber davon ganz abgesehen, was gäbe es für herrliche Anwendungsbeispiele der »Nutzungsfläche Mundschutz«:
- Mit aufgedrucktem Fahrschein-Code könnte die ÖPNV-Maske die Monatskarte ersetzen und gewährleisten, dass sie auch während der Fahrt immer getragen wird
- Die »Bäcker-Maske« würde beim Broteinkauf das Stempelheftchen ersetzen. (Da gewinnt die Aussage »Jetzt gibt’s was auf die Nase« sogar eine positive Bedeutung)
- Der Gesichtsüberzieher bietet Platz für diverse Rangabzeichen (Bundeswehr und Polizei) und Instagram-Accounts (Influencer)
- In Wacken trägt man die schwarze Gesichtsverschleierung (extra rutschfest und headbanging-erprobt) statt Kult-Bändchen
- Und auf Demos ist sie als kleinste Plakatfläche Garant für freie Hände und freie Meinungsäußerung (»Die Maske muss weg!«)
Mit Kreativität und ohne erhobenen Zeigefinger kann man den – wohl für längere Zeit – dringend nötigen Masken die Aura nehmen, nur ein unangenehmer Zwang zu sein.
Die werbefinanzierte Maske kann so tatsächlich zur Eindämmung der Pandemie beitragen, wenn ein konkreter Mehrwert und die Akzeptanz in der Bevölkerung erreicht wird. Eine hochwertige und im Unternehmens-CI gestaltete Maske wäre sowohl ein Kaufanreiz ('Ab einem Einkaufswert von XX gibt es eine Maske kostenlos dazu.') als auch ein lebensrettendes modisches Accessoire, das von der gerade jüngeren Zielgruppe gerne und stolz getragen wird.
Nachhaltige Markenführung, Kultur- und Gesundheitssponsoring sind längst akzeptiert und allein Markennamen können Gutes bewirken – »Stop water while using me»« ist so ein Beispiel.
Die Maske, die uns wohl noch Monate begleiten wird, bietet Raum und genügend Platz für intelligente Anwendungen und Aussagen.
Unser Favorit in traurigen Zeiten:
»Auch wenn Du es nicht siehst, ich lächle Dich gerade an!«