Folge den Followern!
Folge den Followern!
Wo und wie Unternehmen im Netz präsent sein müssen, um ihre Kunden zu kennen.
BLOG / MÄRZ 2020 / NR.2 / MARKE
Kolumne von SMD-Redaktion
Fragt man Unternehmen, welche Ziele sie sich in den sozialen Netzwerken gesetzt haben, bekommt man oft Antworten wie: »Hunderttausend Follower bis Jahresende« oder »Dass mein Video viral geht und millionenfach geklickt wird«.
Da möchten wir jetzt ketzerisch nachhaken: »Möchtest Du im Netz erfolgreich sein, oder an der Ladenkasse?« Nein, beides ist nicht dasselbe. Ähnlich wie Umsatz und Gewinn, Klicken und Kaufen, Sein und Schein.
Natürlich ist es wichtig, dass der Kunde Euch im Netz wahrnimmt. Wunderbar, wenn er Dir folgt, um regelmäßig mehr von Dir zu erfahren. Doch auch ein noch so guter Content ist kein Selbstzweck, sondern nur ein Teil der B2C-Kommunikation. Instagram ist kein Online-Shop, sondern ein oberflächlicher Kommunikationskanal, der von den meisten Entscheidern nur als Einbahnstraße gesehen wird.
Die wirklichen Kaufentscheidungen werden online auf der C2C-Ebene getroffen. In den guten alten Zeiten nannte man so etwas »das Schwätzchen über den Gartenzaun« oder »Stammtischgespräche«.
Wir kennen es doch seit dem ersten Schlussmachen in Teenagertagen: Der, den es betrifft, der erfährt es immer als Letzter!
Stell Dich also mit an den Gartenzaun, setz Dich an den Stammtisch, kurz gesagt: Folge Deinen Followern!
Es ist wie im wahren Leben:
- Man sollte auch mal zuhören können, digital gesprochen: Du solltest mitlesen.
- Nicht jeder der über Dich redet, redet auch mit Dir.
Die Tatsache, dass Du die BILD-Zeitung nicht kaufst, ist keine Garantie nicht doch auf der Titelseite zu stehen. Nur weil Du den Shitstorm nicht mitbekommst, kann trotzdem das gesamte Netz gerade über Dich herziehen.
Es war schon immer überlebensnotwendig zu wissen, was Kunden denken und äußern. In der analogen Welt gibt es die Marktforschung und die Kundenumfragen – Du erinnerst Dich. Im Netz gibt’s den Follow-Button und das Anmeldeformular für die Themenforen. Die PRIL-Blume der Siebziger wurde online von einem kleinen Smiley oder dem Like-Button abgelöst, mit dem Du auf die Kommentare Deiner Leser antwortest. Folgen heißt wertschätzen, für beide Seiten.
Nur indem Du Deinen potenziellen Kunden selbst folgst, wirst Du herausfinden, wer die wirklichen Meinungsmacher sind.
Und dabei reden wir hier nicht von selbsternannten Influencern, sondern von den größten Fans oder schärfsten Kritikern Deiner Produkte, mit denen Du ins Gespräch kommst.
Es mag viele überraschen, aber guten Content sollte man nicht nur auf der eigenen Homepage publizieren.
Themenforen sind eine perfekte Plattform für Unternehmen, um auf dort geäußerte Kritik zu antworten. Dabei gilt: Nie von oben herab und belehrend (denn der Administrator darf sperren wen er will) und mit geöffnetem Visier. Gib Dich als Teil des Unternehmens zu erkennen, sag offen, warum Du antwortest und erkläre Deine Sicht der Dinge. Wie im wahren Leben halt.
Wir kennen Dienstleister und Handwerker, die ihre gesamte Kundschaft in den Foren »rekrutieren«, weil sie dort ihre fachliche Kompetenz unter Beweis stellen. Guter Rat darf dort nicht teuer, sondern auch mal kostenlos sein. Es gibt komplette Produktserien, die in den Foren entstanden sind, von den Usern vorgeschlagen, entwickelt und ständig optimiert werden.
Der Hersteller wird dann nur noch seinem Namen gerecht: Er stellt her. Die Kundschaft ist ja schon da. Genial, oder?